Die erste bis jetzt bekannte Nennung Strullendorfs verdanken wir der Geldnot des Bamberger Bischofs Heinrich I. von Bilversheim. Er entlieh am 4. Januar 1247 aus dem Domschatz drei goldene Kreuze und verpfändete diese vorübergehend. Als Sicherheit übertrug er dem Domkapitel seinen Gutshof in Strullendorf.
In Wirklichkeit ist das Dorf natürlich viel älter. Nach vorübergehender Ansiedlung germanischer Stämme und der Überwindung des Thüringischen Reiches (531 n. Chr.) bilden Franken, Thüringer, Alemannen und aus dem Osten einsickernde Slawen (zwischen 570 - 620 n. Chr.) den Volksstamm der Ostfranken.
Ein paar Jahrhunderte blieb es recht still um "Strolndorf", bevor es 1007 als Morgengabe Heinrichs II. an das Hochstift bambergisch wird. Der Bischof wurde Lands- und Lehensherr. Bis heute erhaltenes Relikt dieser geistlichen Landesherrschaft (bis 1802) ist die mit einem reichverzierten Wappen geschmückte Zehntscheune in der Lindenallee.
1406 wird Strullendorf eigenständige Pfarrei
Im Bischofsurbar A (1323/24) wurde erstmals eine Strullendorfer Zeidelhube als Eigentum des Bischofs genannt. Da dieser "Bienenhof" die Größe zweier Lehen umfasste, wurde er von drei Personen bewirtschaftet: Heinrich, dem Dorfbüttel, Friedrich Sleihe und Otto Kauernhofer. Sie liefern jährlich einen halben Eimer Honig nach Bamberg. Da im Urbar neben Müller, Gemeindehirten und Schmied auch ein Kirchner verzeichnet ist, bestand im Jahre 1328 schon die Marienkapelle. 1444 wurde diese Kapelle durch einen Neubau ersetzt: Die Pfarrkirche "Unsere Liebe Frau". Der Weihtitel St. Laurentius kam erst beim Wiederaufbau der 1633 von den Schweden zerstörten Kirche im Jahre 1651 hinzu. 1406 wird die Kirche von Strullendorf, die bis zu diesem Zeitpunkt aus der Urpfarrei Amlingstadt heraus betreut wurde, unter Bischof Albrecht von Wertheim zur Pfarrei erhoben. Als einer der Gründe wurde angegeben, dass die Ortschaft schutzlos gegen böswillige und räuberische Angriffe aus dem Hauptsmoorwald lag, wenn die Einwohner sonntags zur Messe nach Amlingstadt zogen.
Interessant ist auch der Hinweis auf die Herkunft etlicher Einwohner Strullendorfs. Sie kamen aus Roßdorf, Leesten, Friesen, Pödeldorf, Kauernhofen und Zapfendorf. Der Zweitname Unger oder Ungar findet seine Erklärung in dem Umstand, dass damals Bamberger Kaufleute rege Handelsbeziehungen nach Ungarn pflegten. 1348 besaß der angesehene Bamberger Bürger und Schöffe Ulrich Melmeister eine Curie in Strullendorf. Ende des 14. Jahrhunderts folgten die Tockler auf diesem Gutshof als Lehensleute nach.
Kriege und Zerstörungen
Im 30-jährigen Krieg 1618 bis 1648 wurde Strullendorf erstmals vollständig abgebrannt. Schweden von der Belagerung Bambergs waren zum Plündern nach Ebermannstadt ausgerückt. Beim Abzug wurden sie von Kroaten überrascht, die den Schweden die Beute wieder abjagten. Aus Rache zündeten sie auf dem Rückweg nach Bamberg viele Dörfer an, wie die Bamberger Nonne Anna Maria Junius in ihrem Tagebuch festgehalten hatte. So verbrannten am 5. März 1633 mit Strullendorf eine ganze Reihe weiterer Dörfer im Bamberger Umland ganz oder teilweise.
Im Jahr 1796, während des Ersten Koalitionskrieges, war es eine französische Armee unter Obergeneral Jourdan, die das Dorf erneut in Schutt und Asche legten. Nach einer Niederlage in der Oberpfalz zogen die Marschkolonnen durch Franken nach Westen und wurden verfolgt. Am 30. August gelangten sie nach Strullendorf. Nach dem Einläuten des kommenden Sonntages brach über Strullendorf die Katastrophe herein. Der ganze Ort wurde bis auf wenige Gebäude geplündert und in Brand gesteckt. In der Ortschronik steht, dass der Strullendorfer Pfarrer Rickert in das brennende Pfarrhaus in der Schulgasse gestoßen wurde und dort im Keller verstarb.
1797 fuhr Johann Wolfgang von Goethe durch Strullendorf und erwähnte den Ort in seinen Reiseaufzeichnungen. Goethe befand sich auf seiner dritten Reise in die Schweiz. Etwa zwei Jahre zuvor wurde Strullendorf, wie er im Tagebuch bemerkt, von den Franzosen zerstört. Im "Lamm" aß er damals zu Mittag.
Der lange Wiederaufbau Strullendorfs
Nur wenige Wochen nach der Zerstörung wurde mit dem Wiederaufbau Strullendorfs begonnen. Den Wiederaufbau leitete Johann Lorenz Fink, der Hofarchitekt der Bamberger Fürstbischöfe.
Die Regierung des Hochstifts Bamberg sah vor allem den Bau der Schule als vordringliche Aufgabe an. Bereits am 1. Oktober 1796 legte Fink einen Kostenvoranschlag und Entwürfe für das Schulhaus vor. 1798 war die Schule fertiggestellt, diente aber seit dem darauffolgenden Jahr als Pfarrhaus. Die Schulpflicht wurde erst 1802 in Strullendorf eingeführt.
Mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurde das Fürstbistum Bamberg annektiert und später in das Königreich Bayern einverleibt. So kamen auch Strullendorf und die heutigen Ortsteile zu Bayern.
Eine zweite Schule entstand 1810 auf dem Grundstück des ehemaligen Pfarrhauses. Der weitere Wiederaufbau kam nur schleppend voran. Erst 1807 wurde die Laurentiuskirche vollendet. Der ursprüngliche Plan Finks fand beim Neubau der Kirche keine Beachtung mehr.
1840 wurde der Ludwigskanal gebaut und führte auch durch das Gemeindegebiet. Strullendorf hatte damals zwei Schleusen mit Wärterhäuschen, die es heute nicht mehr gibt.
Die Ludwig-Süd-Nord-Bahn wurde 1843 angelegt und ist heute eine Hauptstrecke der Deutschen Bahn zwischen Nürnberg und Bamberg.
Ab dem 15.10.1874 wurde der Brandschutz und die Feuerbekämpfung in Strullendorf durch die offizielle Gründung der Feuerwehr organisiert und dadurch verbessert.
Erst im Jahr 1884 wurde eine "Haltestelle für die Abfertigung von Personen, Reisegepäck und Hunden" in Strullendorf errichtet, der heutige Bahnhof. 1865 wurde mit der Oberen Steigerwaldbahn Strullendorf-Schlüsselfeld begonnen, die in Strullendorf abzweigt, 1899 eröffnet wurde und heute eine nur noch sehr selten befahrene Nebenbahnstrecke ist.
Zeit der Weltkriege
In den Ersten Weltkrieg (1914-1918) zogen auch viele junge Männer aus der Gemeinde. In Erinnerung an die gefallenen Soldaten Strullendorfs wurde auf Initiative des Lehrers Fritz Stettner die Lindenallee bepflanzt. Jeder Lindenbaum steht für einen in diesem Krieg Gefallenen aus Strullendorf.
In den Jahren 1921-1923 baute man das Kraftwerk "Hirschaid" mit einem Werkkanal an der Regnitz.
1930 wurde die durch die Stadt Bamberg im Jahr 1920 in Strullendorf gegründete Walderholungsstätte erbaut. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde es NSV-Heim, später Wehrmachts-Lazarett und nach dem Krieg wieder Erholungsheim für Kinder.
Im März 1933 gründeten 37 begeisterte Sportler in der Brauerei „Weißes Lamm“ den 1.FC Strullendorf.
Der Zweiten Weltkrieg (1939-1945) forderte erneut viele Gefallene und Vermisste aus der Gemeinde an allen Fronten. Im April 1945 beendete die US-Armee den Krieg auch in Strullendorf und dort nicht ohne letzte Zwischenfälle.
Den Gefallenen erbaute man 1958 am Friedhof ein Denkmal.
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Nachkriegszeit
Nach dem Krieg fanden zahlreiche Vertriebene in und um Strullendorf ihre neue Heimat und die Einwohnerzahl wuchs um ein Beachtliches. Neue Baugebiete wurden u.a. im Kalterfeld und zur Bahnlinie hin ausgewiesen und mit Wohnhäusern und auch einer neuen Schule bebaut.
Zahlreiche Vereine wurden neu oder wieder gegründet. So wurde beispielsweise auf Initiative des Strullendorfer Bürgermeisters Franz-Josef Wiesneth, Ende Oktober 1949 der RMV Concordia Strullendorf wieder gegründet. 1934 musste auch der Traditionsverein, gezwungen durch das Naziregime, seine Tätigkeit ab 1934 einstellen.
1951 wurde von der Feuerwehr Strullendorf in der Pestalozzistraße eine großzügige Gerätehalle mit einem Schlauchtrockenturm bezogen, die bis zum Umzug in das 1992 eingeweihte neue Feuerwehrhaus in der Bamberger Straße als Standort der Wehr diente.
Ende der 1950er Jahre machte der damalige Verwaltungsleiter der Gemeinde, Herr Lamprecht, eine für Strullendorf bemerkenswerte Entdeckung: das in den 20er Jahren gebaute Wasserkraftwerk "Hirschaid" steht mitnichten innerhalb der Fluren des Nachbarmarktes, sondern innerhalb derer der Gemeinde Strullendorf.
Ab 1964 ersetzte der Main-Donau-Kanal westlich von Strullendorf den alten Kanal sowie den Werkkanal des Kraftwerkes. Das Großprojekt wurde von 1960 bis 1992 verwirklicht und verbindet den Main bei Bamberg mit der Donau bei Kelheim. In Strullendorf gibt es die nach dem Ort benannte Schleuse.
Der Bau der neuen katholischen Pfarrkirche „St. Paul“ begann in Strullendorf 1963. Sie wurde 1966 durch Erzbischof Dr. Josef Schneider geweiht.
Im Juli 1964 entfachte eine Explosion mit etwa 300.000 Liter Lack in einer Fabrik einen Großbrand. 20 Löschfahrzeuge der Feuerwehren sowie der Bundeswehr und der US-Armee mussten das Feuer bekämpfen. Aufgrund der Wasserknappheit wurde eine drei Kilometer lange Schlauchleitung vom Main-Donau-Kanal gelegt. Teile Strullendorfs wurden evakuiert und die Mitarbeiter der Firma kamen glücklicherweise alle, bis auf zwei Leichtverletzte mit dem Schrecken davon.
Die Gebietsreform im Freistaat Bayern wurde in den Jahren 1971 bis 1980 durchgeführt und hatte das Ziel, leistungsfähigere Gemeinden und Landkreise zu schaffen. Zu Strullendorf kamen im Zuge dieser Maßnahme sieben weitere Orte hinzu und bilden seit dem die heutige Gemeinde Strullendorf. Am 1. Januar 1972 wurden Leesten, Mistendorf und Wernsdorf eingemeindet. Am 1. Juli 1972 trat Strullendorf den Ortsteil Bughof an die Stadt Bamberg ab. Am 1. Januar 1978 kam Roßdorf am Forst hinzu. Amlingstadt, Geisfeld und Zeegendorf folgten endgültig am 1. Mai 1978.
Im September des Jahres 1978 begann mit bereits 55 Schülern der Musikunterrichtsbetrieb der Musikschule Strullendorf. Die im Landkreis einmalige Einrichtung wurde u.a. auf Initiative von Schulamtsdirektor Georg Freisinger aus Geisfeld, dem Leiter des Singschulwerks Oberfranken, Wilhelm Walter, dem Strullendorfer Schulleiter Luitpold Berthold, Bürgermeister Bruno Weiß sowie vom späteren Musikschulleiter Karl Berberich gegründet. Heute bietet die Musikschule Sing- und Instrumentalunterricht für über 300 Schülerinnen und Schüler mit mehr als 20 Fachlehrkräften.
1980 wurde die große Hauptsmoorhalle eröffnet, die nach ihrer Sanierung seit 2012 zum "Basketball Center Hauptsmoor" das Trainingeszentrum des mehrfachen Deutschen Basketballmeisters aus Bamberg wurde.
Der Teilabschnitt der Autobahn A73 zwischen Bamberg und Nürnberg wurde zwischen 1980 und 1986 gebaut. Der Bau der A73 bei Bamberg war lange Zeit umstritten, da sie ein großes zusammenhängendes Waldgebiet, den Hauptsmoorwald ab Strullendorf, zerschneidet. Sie führt zuvor durch das Gemeindegebiet u.a. mit der 330 m langen Zeegenbachtalbrücke.
Ende der Nachkriegszeit
Nach dem Fall des eisernen Vorhangs stieg erneut die Bevölkerungszahl durch den Zuzug von Menschen aus dem ehemaligen Ostblock.
1995 entstand der Kontakt zur Partnergemeinde Izsák in Ungarn. 1997 zur 750-Jahr-Feier von Strullendorf kam eine Abordnung zusammen mit zahlreichen Bürgern aus Izsák zum ersten Mal für mehrere Tage nach Strullendorf. Die Strullendorfer besuchen die Freunde im ungarischen Izsák regelmäßig, zum Erfahrungs-, Informations- und Kulturaustausch. 2015 feierte man gemeinsam das 20-jährige Bestehen der Partnerschaft.
Der Landkreis Bamberg betreibt in Strullendorf seit den 1990er Jahren das Atemschutzzentrum für die Feuerwehren des Landkreises.
In einem Neubau einer Lagerhalle im Strullendorfer Industriepark brachen 2008 Großbrände aus. Fast 500 Feuerwehrkräfte und damit nahezu alle Feuerwehren des südlichen Landkreises, mit THW, Rotem Kreuz und Polizeieinheiten waren im Einsatz um die Flammen zu löschen. Der Betrieb ist heute eines der größten und führenden Logistikunternehmen für Agrartechnik in Europa.
Ab 2012 wurde mit der Sanierung und dem Neubau des Rathauses in Strullendorf begonnen, das im August 2014 eröffnet wurde.
Im Zuge der Flüchtlingskrise in Europa ab 2015 fanden auch viele Flüchtlinge und unbegleitete Jugendliche in der Gemeinde Hilfe und Unterkunft. Engagierte Bürgerinnen und Bürger Strullendorfs gründeten hierzu einen Kreis von ehrenamtlichen Helfern und richteten u.a. eine Kleiderkammer ein und rufen zu Kennenlernaktionen sowie Spenden in der Bevölkerung auf.
Im Sommer Jahres 2016 feierte Strullendorf die St. Pauls-Kirchweih mit Festzug sowie das Radrennen der Concordia zum Großen Preis von Strullendorf, beides ununterbrochen in Folge, zum 50. Mal.
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